SCHIRN SHORTCUT – Ein Format mit Aktualitätsbezug
Die SCHIRN SHORTCUTS zeigen den kürzesten Weg zu mehr Wissen über Kunst. Auch bei der Planung der Ausstellung „Fantastische Frauen. Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Louise Bourgeois“ in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT war uns sofort bewusst, dass diese Filmreihe ein wichtiger Baustein innerhalb unseres begleitenden Vermittlungsprogramms werden würde. Anders als die Ausstellung, die sich spezifisch der weiblichen Seite dieser zentralen künstlerischen Bewegung widmet, soll die Filmreihe der Shortcuts mehr auf allgemeine künstlerische Positionen und Fragestellungen abzielen. Zum Konzept gehört auch, dass jeder Shortcut die Zuschauer in ihrer Lebenswelt abholt, indem das jeweilige Thema der Kunst aus der Perspektive aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen, betrachtet und erläutert wird.
Dieser Videoclip ist der fünfte der Serie und bietet mit „Was ist Surrealismus?“ einen schnellen Überblick über die Entstehung dieser künstlerischen Bewegung in den 1920er Jahren und das, was sie inhaltlich ausmacht: Eine Revolution der traditionellen und spätestens mit dem Ersten Weltkrieg gescheiterten Gesellschaftsstrukturen, die die Künstlerinnen und Künstler – angeregt von der Psychoanalyse Sigmund Freuds – mithilfe eines Zugangs zum Unterbewusstsein, sowie den Themen Schlaf und Traum verwirklichen wollten. Hierfür verfassten sie auch sogenannte Surrealistische Manifeste. Diese stark politische Seite des Surrealismus ist vielen kaum bewusst und wurde bislang in Überblicksfilmen zu dieser Bewegung nicht berücksichtigt.
Genau hier sollte der neue Shortcut ansetzen. Vergleichbar mit heute ist das allgegenwärtige Gefühl, dass die Welt sich in einem absurden und bizarren, ja sprichwörtlich „surrealen“ Zustand befindet – durch Umweltzerstörungen und Naturkatastrophen, politische Entwicklungen wie dem international erstarkenden Rechtsextremismus oder auch Medienmanipulationen und „Fake News“. Und natürlich gibt es heute – wie auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den surrealistischen Künstlerinnen und Künstlern – Bewegungen, die gegen diese Zustände aufbegehren, wie beispielweise die „Fridays for Future“-Proteste oder die „Pulse of Europe“-Demonstrationen. Der Film verzichtet auf konkrete Nennung von Ereignissen oder Gruppierungen, damit für den Betrachter genug Raum für eigene Assoziationen bleibt und zugleich auch für das universelle Wirken der Kunst, das sich auch jenseits der tagespolitischen Agenda ganz grundsätzlich entfaltet:
Die weltweite Corona-Pandemie hat sich als solche im Laufe der Umsetzung des SHORTCUT erst entwickelt, aber wer aktuell den Clip betrachtet, wird wohl unweigerlich Bezüge zu dieser Krise herstellen können. Gerade das Prinzip, dem Betrachter immer auch Raum für eigene Assoziationen und Bezüge zu geben verleiht der Reihe der Shortcuts, die immer auch als lexikalische Sammlung gedacht sind eine dauerhafte Aktualität.
Sehen Sie selbst https://www.youtube.com/watch?v=TZ2Fmuptptk
Autorin:
Laura Heeg leitet stellvertretend die Abteilung „Bildung, Vermittlung, Kunstpädagogik“ in der Schirn Kunsthalle Frankfurt und gehört zum Projektteam der Reihe SCHIRN SHORTCUTS. In diesem ist sie vor allem für die inhaltliche Konzeption zuständig.
Titelbild:
Meret Oppenheim, Object – Le Déjeuner en fourrure, 1936 © 2020. Digital image, The Museum of Modern Art, New York.
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